DaFMat - Deutsch für Chinalektoren

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15. März 2009

Texterörterung

Frank Ristow

Die Textsorte "Texterörterung" nimmt im Schreibkurs des 3. Studienjahres auch eine wichtige Rolle ein. Sie ist sehr gut geeignet, den kritischen Umgang mit Texten zu lernen. Insofern stellt sie auch eine gute Ergänzung zum wissenschaftlichen Arbeiten dar.
Die im Folgenden vorgestellte Unterrichtsreihe ist konzipiert für 5 x 2 UE. Innerhalb dieser Unterrichtsreihe ist es auch möglich, die Reihenfolge zu ändern.
Bei der Auswahl der Texte, anhand derer Texterörterung gelernt und geübt werden soll, wurde darauf geachtet, dass die Studenten etwas mit deren Themen anfangen können. Oft haben sie einen direkten Chinabezug.

1. Woche: 2 UE
1.Die Studenten lesen den Text "Steckt die Schüler in Uniform" von Christine Brinck. Dabei sollen sie die vorher erworbenen Strategien für Textverarbeitung einsetzen, wichtige Stellen unterstreichen und Stichwörter am Rand machen.
2.Zusammen mit ihren Nachbarn sollen die Studenten überlegen, was eine Texterörterung ist und aus welchen Teilen sie wohl besteht.
Im Plenum werden nun die Merkmale der Textsorte "Texterörterung" erarbeitet.
3.Im Folgenden soll erklärt werden, was eine strukturierte Textwiedergabe ist, da diese einen wichtigen Bestandteil einer Texterörterung bildet. Dabei werden Beispiele herangezogen, die den Unterschied zwischen strukturierter und normaler Textwiedergabe verdeutlichen.
Die Studenten versuchen nun, zum Text von Kristine Brinck eine strukturierte Textwiedergabe zu verfassen.

2. Woche: 2 UE
1.Die Studenten lesen den Text "Die kleinen Kaiser Chinas" von Ursula Nagy. Dabei markieren sie wichtige Textstellen und machen Stichwörter am Rand.

Nun verfassen sie zum Text von Ursula Nagy eine strukturierte Textwiedergabe.
Exemplarisch tragen einige Studenten ihre Textwiedergaben im Plenum vor. Der Lehrer macht Verbesserungsvorschläge.
2.Der Lehrer erklärt die Technik des Aussagen sammelns.
In Partnerarbeit schreiben die Studenten die wichtigsten Aussagen des Textes heraus.
Im Plenum werden die wichtigsten Aussagen des Textes an der Tafel gesammelt und gegebenenfalls kommentiert.

3. Woche: 2 UE
1.Die Studenten lesen zwei Texterörterungen, die deutsche Schüler zu Christine Brinck "Steckt die Schüler in Uniform!" verfasst haben. Ein Text ist nach dem Blockprinzip und der andere nach dem Reißverschlussprinzip verfasst.
In Partnerarbeit sprechen die Studenten über die vorliegenden Texterörterungen und analysieren diese.
Im Plenum werden die Ergebnisse an der Tafel gesammelt.
2.In Partnerarbeit überlegen die Studenten, was das eigentliche zugrunde liegende Thema zu Ursula Nagy "Die kleinen Kaiser Chinas" ist und versuchen es als Themenfrage zu formulieren.
Im Plenum wird nun die genaue Themenfrage erarbeitet.
3.Der Lehrer erklärt noch einmal, wie man eine Einleitung zu einer Erörterung schreibt. Die Studenten sollten das noch vom 2. Studienjahr her wissen.
Die Studenten versuchen nun, selber jeweils eine Einleitung zu verfassen, wobei sie auch über den zu erörternden Text informieren sollen.
Im Plenum tragen einige Studenten ihre Einleitungen vor. Der Lehrer macht dabei Verbesserungsvorschläge.

4. Woche: 2 UE
1.In diesem Unterricht wird mit der Aussagenliste weitergearbeitet, die zwei Wochen vorher  am Beispiel von "Die kleinen Kaiser Chinas" von Ursula Nagy erarbeitet wurde. Anhand von Beispielen werden die drei Möglichkeiten a) Aussagen zustimmen, b) Aussagen teilweise zustimmen, c) Aussagen ablehnen erläutert. Hierbei sollte der Lehrer auch noch einmal auf die erweiterte Argumentation eingehen, wie sie die Studenten eigentlich schon in Verbindung mit der Textsorte Problemerörterung gelernt haben sollten.
In Gruppenarbeit diskutieren nun die Studenten die jeweiligen Aussagen der Aussagenliste, wobei sie ihre Ergebnisse stichwortartig schriftlich zusammenfassen. Dabei sollen sie versuchen, ihre (teilweise) Zustimmung oder Ablehnung genau zu begründen. Es ist auch möglich, die Aussagen der Aussagenliste auf verschiedene Gruppen zu verteilen.
Exemplarisch werden die Ergebnisse der Studenten im Plenum diskutiert. Unter Umständen kann es sehr lange dauern, die einzelnen Aussagen im Plenum zu diskutieren. Wenn an dieser Stelle Aussagen differenziert diskutiert werden, dann kann das eine gute Voraussetzung sein, dass die Studenten lernen, Texte nicht nur als gegeben hinzunehmen, sondern diese auch kritisch zu lesen.
2.Die Studenten sollen sich nun insgesamt drei Aussagen aussuchen: a) eine, der sie voll zustimmen, b) eine, der sie teilweise zustimmen, c) eine der sie nicht zustimmen. Ihrer Meinung entsprechend sollen sie nun jeweils Begründungen zu ihren Meinungen verfassen.
Sofern noch Zeit ist, werden exemplarisch die Begründungen einzelner Studenten im Plenum besprochen.

5. Woche: 2 UE
1.Der Lehrer erklärt wie man bei einer Texterörterung den Schluss gestaltet. Dabei verweist er auch auf Parallelen zur Problemerörterung.
Die Studenten verfassen nun einen Schluss zum Text von Ursula Nagy und auf der Basis dessen, was in den letzten Wochen besprochen wurde.
Sie tauschen mit ihren Nachbarn das, was sie geschrieben haben, lesen und machen Verbesserungsvorschläge.
Exemplarisch können noch einmal im Plenum einige Beispiele von Studenten vorgelesen und besprochen werden.
2.Im Plenum wird noch einmal erarbeitet, was die einzelnen Arbeitsschritte für das Erarbeiten einer Texterörterung sind. Wichtig ist zu betonen, dass die Studenten sich auch die Zeit nehmen sollen, eine Aussagenliste zu machen und stichwortartig eine Gliederung zu erstellen.
3.Die Studenten bekommen nun einen neuen Text, zu dem sie eine Texterörterung verfassen sollen. Erfahrungsgemäß werden sie damit im Unterricht nicht fertig. Sie sollen den Text als Hausaufgabe zu Ende schreiben.