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30. Mai 2009
Mündliche Verteidigung
Frank Ristow
Die mündliche Verteidigung von Bachelor- bzw. Master-Kandidaten besteht in der Regel aus zwei Teilen. In Teil 1 sollen sie ihre Arbeit präsentieren und in Teil 2 sollen sie auf die Fragen der Prüfer eingehen.
Dabei kann es in Teil 2 schon mal vorkommen, dass Prüfer Fragen stellen, die aus Sicht der Kandidaten und in Bezug zum Thema unmöglich sind und den Studenten kaum eine Möglichkeit zur Beantwortung lassen. Zu dieser Gruppe zählen zum Beispiel
- Fragen nach unwichtigen Details,
- unklar bzw. unverständlich formulierte Fragen, die auch die anderen Beisitzer kaum verstehen,
- Fragen, die eher am Thema vorbeigehen
Ein guter Prüfer ist in der Lage, gezielt und präzise Fragen zu stellen und auch den Schwierigkeitsgrad der Prüfung zu steuern.
Verständlicherweise sind die meisten Kandidaten bei ihrer Verteidigung sehr nervös. Hier macht der Ton die Musik. Manche Prüfer fordern die Kandidaten fast sofort nach der Begrüßung auf anzufangen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn der Prüfer vor dem eigentlichen Beginn den Verlauf der Prüfung - auch wenn er schon bekannt ist - noch einmal erklärt und dafür sorgt, dass der Kandidat ein wenig zur Ruhe kommt. Der Prüfer hat es auch in der Hand, während der Prüfung für Spannung und für Entspannung zu sorgen durch Einsatz seiner eigenen Stimme, Mimik und Gestik wie auch die Geschwindigkeit seiner Reaktion auf die Ausführungen des Kandidaten.
Fragen ist eine Kunst. Im Folgenden sollen Typen von Fragen vorgestellt und erläutert werden:
1. Fragen zum Inhalt der Arbeit
Ist der Kandidat mit dem Inhalt seiner Arbeit vertraut?
Diese Fragen kann man vielleicht auch als "Bestehensfragen" oder "60%-Fragen" betrachten. Die Kenntnis des Inhalts der eigenen Arbeit sollte die Mindestvorraussetzung für das Bestehen darstellen.
2. Fragen zu Struktur und Methodik der Arbeit
Kann der Kandidat die Struktur bzw. die Methodik seiner Arbeit plausibel erläutern?
3. Fragen zu zentralen Begriffen oder Theorien
Kann der Kandidat zentrale Begriffe der Arbeit / des Themas bzw. Theorien in ihren Grundzügen zum Fachgebiet erläutern?
4. Fragen zu notwendigem Hintergrundwissen
Verfügt der Kandidat über das notwendige Hintergrundwissen, um die vorliegende Arbeit zu verfassen?
5. Fragen zur zugrunde liegenden Literatur
Ist der Kandidat mit den Inhalten der zugrunde liegenden Literatur vertraut?
6. Meinungsfragen
Diese Fragen können darauf zielen, dass der Kandidat unterschiedliche 'wissenschaftliche' Meinungen des betreffenden Themas bzw. Fachgebiets gegenüberstellen bzw. die eigene Meinung 'wissenschaftlich' begründen kann.
7. Transferfragen
Das ist die schwierigste Form der Fragen. Man kann sie auch als "90%-Fragen" betrachten oder als Fragen, um noch einmal viele Punkte gut zu machen.
Ist der Kandidat in der Lage, auf Grundlage des Umgangs mit dem eigenen Thema Aussagen zu Nachbarthemen zu machen?
Bsp.: Eine Studentin schreibt über den Umgang des Deutschen mit Fremdwörtern. Eine Transferfrage könnte lauten: Wie geht man im Chinesischen mit Fremdwörtern um?
Die obige Typisierung von Fragen bei mündlichen Prüfungen kann helfen, diese gezielt und sinnvoll zu gestalten.
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